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Polyglobulie (erhöhte Hämoglobinkonzentration)

Bei einer Polyglobulie ist die Hämoglobinkonzentration im Blut aufgrund erhöhter Blutbildung zu hoch. Der Begriff Polyglobulie setzt sich zusammen aus den beiden Wörtern "poly" für "viel" und "globuli" für "Kügelchen". Er bedeutet also "viele Kügelchen" - gemeint ist das Hämoglobin. Hämoglobin ist ein besonderes Protein, das sich aus vier Aminosäure-Ketten (Globinen) zusammensetzt, in deren Zentrum sich jeweils ein Eisen-Ion befindet. An dieses Eisen-Ion kann sich Sauerstoff anlagern - ebenso wie Kohlenstoffdioxid.

Die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) bestehen zu 90% aus Hämoglobin. Ihre Aufgabe ist der Sauerstofftransport aus der Lunge in die Zellen - sowie der Rücktransport des Kohlendioxids. Wenn sich aufgrund einer erhöhten Produktion (Erythropoese) zu viele Erythrozyten im Blut befinden und damit die Hämoglobinkonzentration zu hoch ist, spricht man von einer Polyglobulie.

Polyglobulie
Polyglobulie: durch Zunahme der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) ist die Hämoglobinkonzentration erhöht. Folge: das Blut wird dicker, zähflüssiger. Das ist schlecht für die Blutgefäße und das Herz, das um so stärker pumpen muss.

Mit zunehmender Anzahl der Erythrozyten (Blutzellen) im Verhältnis zum Blutplasma steigt auch der Hämatokrit an.

Aufgrund der erhöhten Anzahl an Blutzellen wird das Blut zähflüssiger (dicker). Das belastet den reibungslosen Fluss in den Blutgefäßen. In der Folge muss das Herz schneller und stärker pumpen. Dadurch steigt das Risiko einer Thrombose, bei dem die Blutgefäße durch Blutgerinnsel verstopfen. Solche Durchblutungsstörungen können einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zur Folge haben. Eine Polyglobulie muss daher durch eine geeignete Therapie behandelt werden.

Ursachen einer Polyglobulie

Für eine erhöhte Anzahl von Erythrozyten oder zu viel Hämoglobin kommen verschiedene Ursachen infrage:

Die Ursachen einer Polyglobulie können also vielfältig sein. Um eine geeignete Behandlung zu finden, muss sie also zunächst weiter differenziert werden.

Primäre Polyglobulie (Polyzythämie)

Bei einer Polyzythämie (primäre Polyglobulie, auch Polycythaemia vera) kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung der Blutstammzellen (hämatopoetischer Stammzellen) im Knochenmark. Die Polyzythämie gehört zu den myeloproliferativen Erkrankungen, sie betrifft meist ältere Patienten.

Polyzythämie: primäre Polyglobulie
Polyzythämie (Polycythaemia vera): Ursache der primären Polyglobulie ist die krankhafte Überproduktion von Blutzellen im Knochenmark.

Sekundäre Polyglobulie (Erythrozytose)

Wenn die Überproduktion roter Blutkörperchen aufgrund eines Sauerstoffmangels ausgelöst wird, spricht man von sekundäre Polyglobulie, auch Erythrozytose. Verantwortlich ist letztlich die Niere, die bei Sauerstoffmangel vermehrt das Hormon Erythropoetin (Epo) ins Blut abgibt. Epo regt das rote Knochenmark an, neue Erythrozyten zu produzieren. Um die Ursache einer Polyglobulie zu finden, muss man also versuchen, den Grund des Sauerstoffmangels zu diagnostizieren. Häufig sind das Erkrankungen an der Lunge, häufigste Ursache: Rauchen.

Sekundäre Polyglobulie
Sekundäre Polyglobulie: Sauerstoffmangel als Ursache, häufig bei Rauchern.
Die Niere schüttet vermehrt Epo aus, wodurch die Blutbildung angeregt wird.

Siehe dazu auch: Leukozytose bei Rauchern (zu viele Leukozyten)

Pseudopolyglobulie

Bei einer Pseudopolyglobulie (scheinbare Polyglobulie, auch relative Polyglobulie) ist nicht die vermehrte Produktion von Erythrozyten ursächlich, sondern eine Verschiebung des Hämatokrits aufgrund äußerer Umstände, z.B. Verbrennungen oder Austrocknung (Dehydration). Es wird also aufgrund einer Notsituation Flüssigkeit aus dem Blutplasma in bestimmte Organe abgegeben. In der Folge steigt der Anteil der Blutzellen im Verhältnis zum Blutplasma (d.h. Hämatokrit erhöht). Die Ursache ist also nicht eine Überproduktion roter Blutkörperchen, es ist also keine echte Polyglobulie.

Pseudopolyglobulie
Pseudopolyglobulie (scheinbare Polyglobulie)
Verschiebung des Hämatokrits aufgrund äußerer Umstände, z.B. Flüssigkeitsmangel

Symptome einer Polyglobulie

Die zunehmende Belastung durch das erschwerte Pumpen des Herzens gehen oft mit einigen typischen Symptomen einher:

Hinzu kommen meist weitere Symptome, die je nach Ursache verschieden sind.

Blutwerte bei einer Polyglobulie

Folgende Blutwerte deuten auf eine Polyglobulie hin (auch wenn nicht ersichtlich wird, um welche Form es sich handelt):

Behandlung einer Polyglobulie

Als erste Maßnahme wird bei einer akuten Polyglobulie (nicht bei einer Pseudopolyglobulie!) meist zunächst Blut entnommen ("Aderlass") und durch Flüssigkeit ersetzt. So wird das Blut im Körper verdünnt, der Hämatokrit gesenkt und die Gefahr einer Thrombose (Schlaganfall, Herzinfarkt, Lungenembolie) reduziert. Dann jedoch beginnt die Ursachenforschung.

Je nach dem, welche Ursache am Ende diagnostiziert wird, werden anschließend geeignete Medikamente verschrieben. Weitere Auskünfte kann nur ein behandelnder Arzt geben.

Weiterführende Links

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