Leukozytose: Leukozyten-Wert erhöht, zu hoch
Wenn mehr als 10.000 Leukozyten pro Mikroliter (µl) Blut nachgewiesen werden, spricht man von einer Leukozytose. Meist liegt der Wert zwischen 10.000 und 30.000 Leukos / µl. In den meisten Fällen ist eine Infektion die Ursache (siehe Bakterien) , was oft mit Fieber einhergeht. Normalerweise zirkulieren nur rund 10% der Leukozyten im Blut. Der Rest lagert im Knochenmark oder im Lymphsystem.
Diese Reserven werden aktiviert und ins Blut abgegeben, damit sie zügig zum Ort des Geschehens gelangen. Zudem steigert der Organismus die Leukozyten-Produktion im Knochenmark, um die Reserven wieder aufzufüllen. Der erhöhte Leukozyten-Wert ist also sehr sinnvoll und zeigt an, dass eine Abwehrreaktion des Körpers geregelt abläuft (sog. reaktive Leukozytose). Bei Leukozytenwerten ab 100.000/µl spricht man von einer Hyperleukozytose.
Zur genaueren Diagnose wird in aller Regel eine Ganzkörperuntersuchung vorgenommen, wobei v.a. auf Hautausschläge, Milzvergrößerung und Lymphknotenvergrößerung geachtet wird. Die Ursachen einer reaktiven Leukozytose sind vielfältig, z.B. Stress, starke körperliche Belastung, Schwangerschaft, aber auch Entzündungen, Vergiftungen, Medikamente oder Nekrose (Zelluntergang nach Herzinfarkt oder Schlaganfall). Nicht selten zirkulieren bei Rauchern vermehrt Leukozyten im Blut (siehe unten). Bakterielle Infektionen führen zu einer stärkeren Leukozytose als virale Infektionen.
Ursachen einer Leukozytose
Eine zu hohe Anzahl von Leukozyten (Leukozytose) kann verschiedene Ursachen haben:
- Infektionen (Krankheitserreger, meist Bakterien, seltener Viren)
- Leukämie (Tumor, unkontrollierte Blutbildung)
- Rauchen
- Entzündungen im Organismus
- Rheuma
- Blinddarmentzündung (Appendizitis)
- Gallenblasenentzündung (Cholezystitis)
- starke sportliche Betätigung
- Schwangerschaft
- Bestimmte Medikamente, zum Beispiel
- Kortisonhaltige Präparate
- Medikamente gegen Epilepsie
- Glucocorticoiden (z. B. Cortisol), erzeugt neben Leukozytose meist auch Lymphopenie.
Symptome einer Leukozytose
Es ist wichtig zu verstehen, dass Leukozytose selbst keine Krankheit ist, sondern ein Anzeichen dafür sein kann, dass der Körper auf eine Infektion, Entzündung oder andere medizinische Zustände reagiert. Die Symptome, die mit Leukozytose einhergehen können, hängen von der zugrunde liegenden Ursache ab. Hier sind einige mögliche Symptome:
- Fieber: Eine erhöhte Anzahl von weißen Blutkörperchen, die oft bei Infektionen oder Entzündungen auftritt, kann von Fieber begleitet sein.
- Schüttelfrost: Schüttelfrost sind Schüttelattacken, die mit Fieber einhergehen und eine Reaktion auf eine Infektion sein können.
- Müdigkeit: Der Körper kämpft gegen eine Infektion oder Entzündung an, was zu Müdigkeit und allgemeinem Unwohlsein führen kann.
- Schmerzen oder Unwohlsein: Entzündungen oder Infektionen im Körper können Schmerzen oder Unwohlsein in betroffenen Bereichen verursachen.
- Atembeschwerden: Bei Infektionen der Atemwege, wie Lungenentzündung oder Bronchitis, können Atembeschwerden auftreten.
- Vergrößerte Lymphknoten: Eine erhöhte Anzahl von Leukozyten kann auf eine aktive Immunreaktion hinweisen, was zu einer Vergrößerung der Lymphknoten führen kann.
- Hautveränderungen: Bei bestimmten Hautinfektionen oder Hautentzündungen können Hautveränderungen auftreten, wie Rötung, Schwellung oder Ausschläge.
- Appetitlosigkeit: Bei Entzündungen im Magen-Darm-Trakt oder anderen Organen kann Appetitlosigkeit auftreten.
- Allgemeines Unwohlsein: Bei vielen Infektionen oder Entzündungen kann ein allgemeines Gefühl des Unwohlseins auftreten, begleitet von Muskelschmerzen, Kopfschmerzen und Schlappheit.
Es ist wichtig zu betonen, dass eine Leukozytose von unspezifischen Symptomen begleitet wird und viele verschiedene Ursachen haben kann. Je nach zugrunde liegender Ursache können die Symptome unterschiedlich sein.
Leukozyten senken
Ein erhöhter Wert kann somit als Folge einer Immunreaktion völlig normal sein. Wenn der Entzündungsherd neutralisiert wurde, sinkt der Leukozyten-Wert in der Regel automatisch wieder. Das Verhältnis von zirkulierenden und gespeicherten Leukozyten pendelt sich wieder auf einen Normalwert ein. Um das zu prüfen, wird meist nach einiger Zeit nochmals eine Blutprobe analysiert.
Die Leukozytenzahl (im Blut) aktiv zu senken wäre kontraproduktiv. Denn die Leukozyten leisten eine wichtige Arbeit. Insofern gibt es keine Medikamente oder Therapien gegen einen zu hohen Leukozyten-Wert. Stattdessen muss die Ursache der Erkrankung erkannt werden, um diese gg. zu behandeln - wenn erforderlich. Nicht selten schafft es das Immunsystem des Körpers selber (u.a. die Leukozyten), die Ursache der Krankheit zu bekämpfen.
Bleibt aber die Zahl der Leukozyten zu hoch, müssen weitere Untersuchungen folgen, um die Ursache der Leukozytose zu finden. Gelegentlich ist die Zahl der Leukozyten leicht erhöht, ohne dass eine Ursache zu finden ist. Man spricht in dem Fall von einer idiopathischen Leukozytose. Ein erhöhter Leukozyten-Wert kann auch ein Hinweis auf Rheuma oder Blutkrebs (Leukämie) sein.
Leukozyten-Normalwerte (Tabelle)
Der Leukozyten-Normalwert liegt zwischen 4.000 bis 10.000 pro µl (Mikroliter) Blut. In manchen Quellen beginnt die Spanne erst bei 4.500 und endet bei 11.000.
Leukozyten-Normalwerte | ||
Abk. | Beschreibung | Normalwert (pro Mikroliter Blut) |
Leuko | Anzahl der Leukozyten | Männer & Frauen: 4.000 bis 10.000 pro µl |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Leukozytose bei Kindern
Bei Kindern und Jugendlichen kommt es häufig aufgrund harmloser Infekte zu einer Leukozytose. Das zeigt, dass die Leukozyten-Anzahl (im Blut) ein relativ unspezifischer Wert ist. Allein aufgrund der Leukozyten-Anzahl ist keine Abgrenzung zur Leukämie möglich.
Man kann nicht an der Anzahl der Leukozyten auf die Schwere der Erkrankung schließen.
Differentialdiagnose
Es gibt eine Reihe von Unterarten, die gemeinsam als "Leukozyten" bezeichnet werden. Anhand eines Differentialblutbildes (auch: großes Blutbild) lässt sich klären, welche Zellart für die Erhöhung des Leukozyten-Wertes verantwortlich ist. Dazu gehören:
Häufig handelt es sich um eine Vermehrung der neutrophilen Granulozyten (sog. Neutrophilie) oder der Lymphozyten (sog. Lymphozytose).
- Neutrophilie: zu viele neutrophile Granulozyten, u.a. bei bakteriellen Infektionen, Diabetes Mellitus, chronische Entzündungen, Stress, Schwangerschaft, starke körperliche Belastung, Medikamente, etc.
- Wenn vor allem die jugendlichen (stabkernigen) Granulozyten ins Blut gelangen, spricht man von einer Linksverschiebung. Dabei stellt man sich das Alter der Neutrophilen Granulozyten vor: links die jungen, mittig die "normalen", rechts die "überreifen" Granulozyten. Wenn sich besonders viele jugendliche Neutrophile Granulozyten im Blut messen lassen, ist der höchste Ausschlag der Kurve nach links verschoben. Das ist meist bei einer akuten Infektion zu beobachten.
- Wenn sich dabei sogar vermehrt Vorstufen der Granulozyten messen lassen (extreme Linksverschiebung), deutet das auf eine myeloische Leukämie hin: der Blutbildungsprozess im Knochenmark ist dann gestört.
- Bei einer Rechtsverschiebung lassen sich im Blut besonders viele überalterte segmentkernige Granulozyten messen. Das deutet eher auf perniziöse Anämie hin (meist Vitamin B12- oder Folsäure-Mangel, siehe makrozytäre Anämie).
- Lymphozytose: zu viele Lymphozyten, bei akuten Infektionen wie Mumps, Röteln, Keuchhusten, Virus-Infektionen wie z.B. Hepatitis, auch bei chronischen Infektionen wie Tuberkulose oder Syphilis.
Eine Erhöhung der anderen Leukozyten-Arten ist eher selten. Da die Anzahl dieser Arten im Verhältnis zur Gesamtanzahl der Leukozyten eher gering ist, führt eine Erhöhung oft nicht zu einer deutlich erkennbaren Leukozytose.
- Eosinophilie: Zu viele eosinophile Granulozyten, vor allem bei Parasitenbefall und Allergien, auch bei Morbus Hodgkin, Polyzytämie, Mangelernährung, Hormonerkrankungen oder chronisch-lymphatischer Leukämie.
- Basophilie: Zu viele basophile Granulozyten, vor allem bei Morbus Hodgkin, chronisch-myeloischer Leukämie, aber auch bei Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit), Nierenerkrankungen oder Schilddrüsenunterfunktion.
- Monozytose: zu viele Monozyten, meist bei bestimmten Infektionen wie Mumps, Tuberkulose, Malaria, Viruspneumonie), auch bei Morbus Hodgkin.
Quellen
- Klinische Chemie und Hämatologie, Klaus P. Kohse, Georg Thieme Verlag (Amazon*), Seite 335 ff.
- Lehrbuch der Physiologie, Rainer Klinke und Stefan Silbernagl, Georg Thieme Verlag (Amazon*), Seite 195 ff.
- Naturheilpraxis heute, Elvira Bierbach (Hrsg.), Urban & Fischer Verlag (Amazon*), Seite 872 ff.
- Sport und Immunsystem, Deutsches Ärzteblatt, https://www.aerzteblatt.de/archiv/9761/Sport-und-Immunsystem
- Was steckt hinter der Leukozytose? Ärztezeitung, https://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/article/985937/laborbefund-steckt-hinter-leukozytose.html
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