Unterschied zwischen Harnstoff und Harnsäure
Was ist der Unterschied zwischen Harnsäure und Harnstoff? Beides sind Stoffwechselprodukte, die im menschlichen Organismus anfallen, wenn bestimmte Substanzen abgebaut, also verarbeitet werden. Die Gemeinsamkeit ist, dass sie mit dem Harn (Urin) ausgeschieden werden. Ansonsten unterscheiden sie sich erheblich voneinander.
- Harnsäure ist das Abfallprodukt des Purins (Bestandteil von Nukleinsäuren, z.B. DNA)
- Harnstoff ist das Abfallprodukt des Aminosäuren (Proteine, Eiweiß)
Neben diesen beiden gibt es einen dritten Blutwert, der ebenfalls harnpflichtig ist: Kreatinin. Das bedeutet, diese Substanzen müssen mit dem Harn ausgeschieden werden, da es für sie keine weitere Verwendung im Körper gibt.
Da im Körper viel mehr Proteine (Eiweiße) verarbeitet werden, fällt pro Tag viel mehr Harnstoff an als Harnsäure.
Harnstoff
Harnstoff ist zunächst einmal eine chemische Substanz, die in riesigen Mengen künstlich hergestellt wird. Die kristalline, weiße Substanz ist geruchslos und ungiftig. Aber sie eignet sich hervorragend für vielfältige Zwecke, z.B. als Dünger, in Salben und Kosmetika oder in Klebemitteln.
Im Organismus bildet sich Harnstoff in der Leber beim Proteinabbau (sog. Harnstoffzyklus). Im Blut gelangt er in die Niere, wo er herausgefiltert und anschließend im Urin ausgeschieden wird.
Eine erhöhte Harnstoff-Konzentration im Blut kann daher darauf hindeuten, dass die Nieren bzw. genau genommen die Funktionseinheiten (Nephron) mit den Nierenkörperchen (Glomeruli) nicht richtig funktionieren.
Harnsäure
Harnsäure (Abkürzung: HS) ist das Abbauprodukt von Purin, das ein wichtiger Baustein von Nukleinsäuren ist (Erbgut DNA und RNA). Immer, wenn im Körper eine Zelle abgebaut wird (auch bei der Verdauung "fremder" Zellen), werden solche Nukleinsäuren und damit Purin, also auch Harnsäure freigesetzt.
Wenn Nukleinsäuren (irgendwo im Körper) abgebaut werden, entsteht aus dem Purin-Anteil Harnsäure. Diese wird nicht weiter benötigt und mit dem Blut abtransportiert. Der größte Teil der Harnsäure wird in der Niere herausgefiltert und mit dem Harn ausgeschieden.
Wenn Harnsäure nicht richtig abgebaut wird und sich daher im Blut sammelt, kann das unter anderem eine Hyperurikämie bzw. Urämie mit Gelenkschmerzen und/oder Gicht auslösen (viele Harnsäure-Teilchen sammeln sich dann in den Gelenken und bilden zwischen den Knochen eine Schicht - fast so wie feines Schmirgelpapier).
Ursachen für erhöhte Werte
Ein erhöhter Harnstoffspiegel kann verschieden Ursachen haben, u.a.:
- sehr proteinreiche Mahlzeit (z.B. Fisch, Meeresfrüchte, Milch, Käse etc.)
- Nierenerkrankung, z.B. (teilweiser) Nierenausfall, Niereninsiffizienz
- Dehydration (Austrocknung aufgrund von Flüssigkeitsmangel), siehe Blutwert Hämatokrit
- Medikamente
Ein erhöhter Harnsäurespiegel (Hyperurikämie) kann ebenfalls verschiedene Ursachen haben, u.a.:
- Nierenversagen (Niereninsuffizienz)
- akut
- chronisch (meist aufgrund genetischer Defekte bei der Enzymbildung: Glykogenosen)
- Unausgewogene Ernährung
- zu viel Zucker in der Nahrung
- zu viel Purin in der Nahrung
- Mangelernährung, führt zu Zellabbau im Körper
- Diäten können Mangelernährung zur Folge haben
- Verschiedene Medikamente (z.B. Betablocker oder manche Antibiotika)
- Vergiftungen (können vermehrtes Zellsterben im Organismus auslösen)
- Erkrankungen ...
- des blutbildenden Systems (Hämoblastosen), siehe Blutbildung (Hämatopoese)
- Fettstoffwechselstörung (Hypertriglyceridämie), manchmal angeboren, häufig aber auch aufgrund von übermäßigem Alkoholkonsum, Fettleibigkeit,
- Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
- Bei erfolgreicher Tumortherapie (Strahlentherapie) werden häufig große Zellstrukturen in kurzer Zeit zerstört. Dadurch steigt die Harnsäure-Konzentration im Blut schnell an. In der Folge kann es zu Schädigungen der Niere kommen, die schlicht überlastet ist.
Die angeborene primäre Hyperurikämie wird als Gicht bezeichnet.