Lymphozyten Normalwerte
Lymphozyten sind Blutzellen, die zur Gruppe der Leukozyten gehören und damit zum Immunsystem des Körpers (Abwehr von schädlichen Fremdstoffen). Im peripheren (zirkulierenden) Blut sind bei einem gesunden Erwachsenen circa 1500 - 3000 Lymphozyten pro Mikroliter (µl) Blut enthalten. Als Blutwert wird in der Regel jedoch nicht die absolute Anzahl genannt, sondern der prozentuale Anteil der Lymphozyten an der Gesamtmenge der Leukozyten. Dieser Wert entspricht rund 25 bis 40 Prozent.
Differentialblutbild (Leukozyten) | ||
Zelltyp | Anteil an Leukozyten insgesamt (%) | Anzahl pro µl |
alle Leukozyten (bei Erwachsenen) | 100 | 4.000–10.000 |
Stabkernige neutrophile Granulozyten | 3–5 | 150–400 |
Segmentkernige neutrophile Granulozyten | 54–62 | 3000–5800 |
Eosinophile Granulozyten | 1–3 | 50–250 |
Basophile Granulozyten | 0–1 | 15–50 |
Lymphozyten | 25–40 | 1500–3000 |
Monozyten | 3–7 | 280–500 |
Bitte beachten Sie, dass die Normalwerte in Ihrem Laborbefund abweichend sein können. Entscheidend ist immer der Referenzwert des Labors.
Innerhalb der Gruppe der Lymphozyten überwiegt der Anteil der T-Zellen deutlich: 61 bis 85%, das entspricht rund 600 bis 3000 pro Mikroliter (µl] Blut. Mit 7 bis 23 Prozent Anteil (rund 70 bis 830 pro µl Blut) kommen die B-Zelle weitaus seltener vor.
Lymphozyten-Normalwerte | ||
Lymphozyten-Art | Anteil an Gesamtlymphozyten | Anzahl pro µl Blut |
B-Lymphozyten | 7-23% | 70 - 830 |
T-Lymphozyten | 61-85% | 600 - 3000 |
Funktion der Lymphozyten
Lymphozyten gehören zur sog. "spezifischen Immunabwehr", das bedeutet, sie "erlernen" erst, welche Stoffe abzuwehren sind und welche nicht. Der Mediziner sagt, die Lymphozyten werden geprägt - im Gegensatz zu z.B. Granulozyten oder Monozyten / Makrophagen, bei den quasi genetisch einprogrammiert ist, was sie zerstören sollen. Das nennt man das "unspezifische Immunsystem". Lymphozyten haben vor allem drei wichtige Aufgaben:
- Erkennen und Zerstören von körperfremden Zellen (vor allem Viren und Bakterien)
- Erkennen und Zerstören von infizierten Körperzellen
- Erkennen und Zerstören von Tumorzellen
Sie lassen sich in drei Gruppen einteilen:
- B-Zellen (gebildet im Knochenmark; "B" für engl. "bone" = "Knochen")
- T-Zellen (gebildet im Thymus = Organ des Lymphsystems)
- natürlichen Killerzellen (NK)
Die Aufgaben der drei Lymphozyten-Zellarten unterscheiden sich:
- B-Lymphozyten bilden Antikörper (Abwehrstoffe) gegen körperfremde Antigene (Zellstrukturen auf der Oberfläche des Angreifers). Sie entwickeln sich nach dem Kontakt mit fremden Stoffen wie Krankheitserregern zu sogenannten Plasmazellen und produzieren spezifische Antikörper gegen den Eindringling.
- T-Lymphozyten erkennen Antigene, also körperfremde Strukturen, die auf der Oberfläche der Fremdzellen vorhanden sind. Die T-Lymphozyten "organisieren" dann die Abwehr dieser Fremdkörper, indem sie B-Zellen "anlocken" und die Reifung der gebildeten Antikörper fördern. Zudem "überwachen" sie auch die korrekte Funktionsweise anderer Lymphozyten, damit sie nicht "aus Versehen" die falschen Zellen zerstören. Sie verstärken den Prozess der Immunabwehr. Daher sind sie auch bei Überempfindlichkeitsreaktion wie Allergien beteiligt.
- Die natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) heißen so aufgrund ihrer Aufgabe, infizierte Zellen oder Tumorzellen zu erkennen und direkt zu zerstören. Sie haben weder ein T- noch ein B-Zell-Rezeptor. Die NK-Zellen erkennen und vernichten alle MHC-I-negativen Zellen des Organismus.
Die T-Lymphozyten werden darüber hinaus auch als Gedächtniszellen bezeichnet: Haben sie einmal Bekanntschaft mit einem Antigen (charakteristischer Bestandteil eines Fremdstoffes) gemacht, können sie dieses bei einem erneuten Kontakt sofort identifizieren und eine schnelle spezifische Abwehrreaktion einleiten.
Ihre Aufgabe erfüllen die Lymphozyten auf verschiedene Weise. Sie setzen beispielsweise Botenstoffe (Zytokine) frei, die andere Immunzellen und auch normale Zellen dazu bringen, potentielle Gefahren wie Bakterien und Viren zu bekämpfen. Darüber hinaus produzieren sie Antikörper, die diese „Angreifer“ als „fremd“ markieren, und sie zerstören infizierte Zellen.
Aufbau und Gestalt der Lymphozyten
Ein Lymphozyt hat eine kugelförmige Gestalt mit einem Durchmesser von rund 10 - 12 µm (Mikrometer). Sie sind damit nur ein wenig größer als die Erythrozyten.
Mit zunehmendem Alter wird ein Lymphozyt etwas kleiner.
Er enthält einen relativ großen Zellkern, der sich im Blutausstrich mithilfe der Pappenheim-Färbung gut einfärben lassen.
Die anderen Leukozyten-Arten sind zum Teil deutlich größer (bis zu 20 µm Durchmesser).
Atypische Lymphozyten
Bei ihrer aktiven Arbeit zur Abwehr bestimmter Fremdstoffe verändern Lymphozyten ihre typische Gestalt. Sie werden größer und auch der Zellkern verändert oft seine Form. Daher werden sie als atypische Lymphozyten bezeichnet, die sich meist gut unter dem Mikroskop erkennen lassen. Diese veränderten Abwehrzellen deuten darauf hin, dass eine bestimmte Erkrankung vorliegt. Dazu gehören zum Beispiel:
- bestimmten Verlaufsformen der Toxoplasmose
- Röteln
- Leberentzündung (Hepatitis, siehe Virus)
- Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber, Infektion mit dem Epstein-Barr-Virus)
- Zytomegalie (Infektion mit dem Zytomegalievirus, CMV)
Bei Unregelmäßigkeiten beim Blutwert Lymphozyten kommen im Prinzip zwei Ursachen in Frage:
- entweder werden (kontrolliert) viele Lymphozyten gebildet, weil eine Abwehrreaktion stattfindet und der Körper dafür viele Abwehrzellen benötigt.
- oder die Über- oder Unterproduktion findet unkontrolliert statt. Dann liegt meist eine Erkrankung des lymphatischen Systems vor (angeboren: primärer Immundefekt; erworbenen: sekundärer Immundefekt)
Zu den Erkrankung des lymphatischen Systems gehören z.B.
- Non-Hodgkin-Lymphome
- chronischen lymphatischen Leukämie (CLL)
- Morbus Hodgkin
- Plasmozytom
- akute lymphatische Leukämie
Blutwert Lymphozyten erhöht
Bei den meisten Laborbefunden reicht die Spanne der Lymphozyten-Normwerte bis zu 40 Prozent der Leukozyten (im Blut). Wenn der Lymphozyten-Wert darüber hinausgeht, spricht man von einer Lymphozytose.
Bei Kindern kommt es häufig zu erhöhten Werten, was meist vollkommen normal ist. Auch bei Erwachsenen sind erhöhte Lymphozyten-Werte meist durch eine virale oder bakterielle Infektion zu erklären - und damit im Grunde ein gutes Zeichen, weil die körpereigene Immunabwehr angemessen reagieren kann. In dem Fall gilt es zu klären, welche Infektionsursache vorliegt und ob eine weitere Behandlung erforderlich ist (z.B. bei Masern, Röteln, Mumps, aber auch Tuberkulose oder Syphilis).
Der Lymphozyten-Wert kann allerdings auch ohne äußerer Erreger erhöht sein. Ursache ist dann meist eine (angeborene oder erworbene) chronische Erkrankung, z.B.:
- chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa
- Gefäßentzündungen (Vaskulitiden) wie die Riesenzellarteriitis
- Serumkrankheit (eine schwere allergische Reaktion des Immunsystems)
- hormonelle Störungen wie Morbus Addison oder Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose)
Problematisch wird es zudem, wenn die Lymphozyten-Produktion angekurbelt wurde, weil im Körper eine unkontrollierte Zellproduktion stattfindet (Tumor) oder wenn der Blutbildungsprozess unkontrolliert abläuft. Dazu zählen verschiedene Krebsarten wie z.B. eine lymphatische Leukämie (Blutkrebs), bei der die Lympho-Werte besonders hoch sind. Siehe auch: Lymphozyten zu hoch
Blutwert Lymphozyten vermindert
Wenn die Anzahl der Lymphozyten zu niedrig ist (vermindert), spricht man von einer Lymphopenie (auch Lymphozytopenie). Dann liegt eine Erkrankung oder Schädigung des lymphatischen Systems vor. Mögliche Ursachen sind:
- Erhöhter Cortisolspiegel (z.B. durch Stress; Cushing-Syndrom)
- Morbus Hodgkin (bösartige Veränderungen des Knochenmarks)
- Strahlung (z.B. im Rahmen einer Strahlentherapie)
- Vergiftungen
- Medikamente (z.B. Behandlung mit Kortison oder Zytostatika)
- Autoimmunerkrankungen
- HIV-Infektion/ Aids (Mangel an T-Zellen)
- Protein-Mangel-Ernährung
- Schweres Akutes Atemwegssyndrom (SARS)
Ressourcen / Weiterlesen
- Leukozyten
- Monozyten
- Wikipedia: Lymphozyt
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